Als Colin, bei dem ich momentan hier in Adelaide wohne (siehe letzter Eintrag), hoerte, dass ich gerne tauche, hatte er seinen Sohn Duncan gefragt, ob der nicht mit mir tauchen gehen moechte. Duncan ist, mitsamt seiner ganzen Familie, seit 3 Jahren auch begeisterter Taucher. Und so verabredeten wir, uns am Mittwoch (5.12.) auf die Suche nach einem sehr sehr seltenen Unterwasserwesen zu machen, dem "Leafy Green Seadragon".
Der "Leafy" ist ein Verwandter des Seepferdchens, hat aber im Gegensatz zu diesem zu Tarnzwecken pflanzenaehnliche Auswuechse am ganzen Koerper, um sich zwischen Seegrashalmen verstecken zu koennen. Aus genau diesem Grund ist er auch so verdammt schwer zu finden. Sein Name bedeutet uebersetzt ungefaehr "gruenblaettriger Seedrache". Wenn auch "Drache" ziemlich danebengegriffen ist fuer eine Seepferdchenart, so ist dennoch der deutsche Name fast beleidigend: bei uns heisst dieses wunderschoene Wesen naemlich "Grosser Fetzenfisch"!
Tja, wir machten uns relativ frueh am Morgen auf nach Rapid Bay, wo unter einem alten Bootsteg, der zu einem Steinbruch gehoert, immer wieder Exemplare des "Leafy" gesichtet worden sein sollten. Das Wetter war ideal, schoen, sonnig und warm, das Wasser jedoch bitter kalt (vor allem im Vergleich zu den Gewaessern, in denen ich bisher getaucht bin). Es hatte nur 18 Grad. Noch viel schlimmer war jedoch, was ich feststellen musste, als ich meine Kamera auspackte, um die ersten Fische, die vorbeischwammen, zu fotografieren: irgendwie war Wasser in das Unterwassergehaeuse eingedrungen, Salzwasser natuerlich, das schwappte jetzt im Gehaeuse herum, die Kamera war darin gebadet und ziemlich sicher unbrauchbar. Koennte man unter Wasser schreien oder heulen, ich haette es in diesem Moment gemacht!
Da es aber sowieso nicht ging, und nichts gebracht haette, steckte ich die Kamera ein und tauchte weiter. Klarerweise fanden wir denn auch noch einen "Leafy" (um genau zu sein war es sogar ich, der ihn entdeckte), was fuer mich noch bitterer war, denn ich haette ihn soo gerne selber fotografiert. So kann ich hier nur die Bilder veroeffentlichen, die Duncan gemacht hat. Erst zum 2. Mal Bilder, die nicht aus meiner eigenen Kamera stammen:
Der "Leafy" kann, mit all seinen Auswuechsen und Fortsaetzen, gar nicht mehr richtig schwimmen, schon gar nicht schnell, er schaukelt eher durch das Wasser. Ein richtiges Schaukelpferdchen.
Auch der Rest des Tauchganges brachte uns schoene Begegnungen mit Unterwasserwesen: Seespinnen, kaempfende Krabben, Kuhfische, ein "Blue Devil" (das ist ein seltener, strahlend blauer Fisch), ein Tintenfisch, der sich mit Duncan anlegte . . . und ich hatte keine Kamera, um Bilder zu machen! Ich konnte nicht aufhoeren, daran zu denken, warum die Kamera ersoffen war, und was ich jetzt tun sollte. Eine Weltreise OHNE Kamera konnte ich mir auf keinen Fall vorstellen.
Als wir zuhause waren, versuchten Duncan und Sharan viel, um mir zu helfen und mich zu troesten. Sharan kochte uns wunderbare Riesengarnelen auf indonesische Art. Duncan brannte gleich mal alle Bilder, die er gemacht hatte, auf eine CD fuer mich, und er testete mit mir Kamera und Gehaeuse, um festzustellen, dass die Kamera durch das eingedrungene Salzwasser unbrauchbar geworden war, das Gehaeuse jedoch eigentlich in Ordnung sein muesste. Ich weiss bis jetzt noch immer nicht, warum das Wasser hinein gekommen war.
Fuer mich gab es nur eine Loesung - ich musste mir eine neue Kamera zulegen, die in das noch funktionsfaehige Gehaeuse passte. Aber da holte mich Duncan mit ein paar Klicks im Internet schnell auf den Boden der Tatsachen zurueck: das Gehaeuse war fuer relativ alte Nikon-Modelle gemacht, die man in den Geschaeften seit gut 2 Jahren nirgends mehr erwerben kann. Ich rechnete mit dem Schlimmsten, naemlich, dass ich mir eine ganz neue Kamera zulegen muesste, und ein neues, passendes Unterwassergehaeuse dazu. Das wuerde viel Geld kosten, vielleicht bis zu 1000 Euro, aber ohne unterwassertaugliche Kamera konnte ich mir meine Reise nicht vorstellen. Und ich brauchte die Kamera schnell, denn am naechsten Tag wollte ich ja schon auf Kangaroo Island. Ich fuehlte mich ganz schoen deprimiert.
Duncan brachte mich noch "heim" zu Colin und Pat, die mich auch zu troesten versuchten, aber nach diesem total mies verlaufenen Krampustag vermochte mich nichts zu troesten.
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